Freitag, 2. Juli 2010

Eine Minute ist eine Minute

Wie komme ich denn am soundsovielten um 12 Uhr von A nach B, will die Liebste wissen. Bis dato haben wir immer die Website des Verkehrsverbundes bemüht, aber nun gibt es ja die App der Deutschen Bahn, den «DB Navigator». Und der liefert die gewünschte Auskunft viel schneller, man tippt einfach nur sein Ziel in der Favoritenliste an (wo die Fahrt beginnen soll, weiß meistens der große Bruder GPS) und stellt, falls man nicht sofort losstürmen will, an einem lustigen Rädchen die Zeit ein. Fertig. 75 Minuten soll die Fahrt dauern, mit Warten und zweimal Umsteigen.

«Das kann nicht sein, da gibt es einen direkten Bus, und der braucht bestenfalls eine halbe Stunde!» Nun denn, wenn die langhaarige Fahrplanauskunft neben mir vermutet, daß da etwas nicht stimmen kann, dann hat sie meistens recht.

Was sagt denn die VGN Website dazu?

Tatsächlich: Abfahrt des Busses um exakt 11:59 Uhr, knappe 30 Minuten später wäre man schon am Ziel. Ohne Warten, ohne Umsteigen und eine dreiviertel Stunde früher als auf der anderen Route. Einziger Nachteil: um Punkt 12 Uhr sähe man dem hinfort brummenden Bus gerade noch in den Auspuff.

Die VGN Auskunft geht mithin davon aus daß 11 Uhr 59 eigentlich eine ganz passable Zeit ist für jemanden, der um 12 Uhr fahren will. Sogleich setze ich mich hin und schreibe der Deutschen Bahn ein paar Zeilen, ob sie das denn nicht auch für eine gute Idee hielten.

Das mache «...keinen Sinn, da sehr viele unserer Kunden eine minutengenaue Eingabe machen um einen bestimmten Zug angezeigt zu bekommen», läßt mich die Deutsche Bahn schon bald wissen. Ich könne die Abfahrtszeit aber «manuell an meine Bedürfnisse anpassen».

Mit anderen Worten: Bahnkunden legen äußersten Wert auf Pünktlichkeit, wenn sie 12 Uhr eingeben, wollen sie gar nicht wissen, daß um 11:59 Uhr ein Zug gegangen wäre, sonst hätten sie ja 11:59 Uhr als Abfahrtszeit gewählt.

So sind Bahnkunden halt nun einmal.

Donnerstag, 24. Juni 2010

Weil es Biobananen sind!

«Bananen, 1 kg statt 1,29 nur 0,99 Euro», stand auf dem Schild. Und darunter, fein säuberlich in Zellophanbeutel abgepackt und mit blauem Klebeband verschlossen, Bananen. Unsereiner freut sich über die gesparten 30 Cent, hat aber die Rechnung ohne den Wirt, in diesem Fall die nette Kassiererin gemacht: «Eins siebenundzwanzig!». Ich halte dagegen, daß auf dem Preisschild aber 99 Cent stünde. «Ja, das Kilo. Die Ware wird aber doch noch gewogen!»

Womit sie bei offenem Obst definitiv recht hätte, sonst könnte sich ja der eine oder andere sein Körbchen Erdbeeren klammheimlich noch ein wenig aufbessern, bevor er damit an die Kasse geht. «Aber die sind doch abgepackt!», halte ich wacker dagegen. «Weil es Biobananen sind», lautet die nicht ganz schlüssige Begründung.

Denn abgepackte Ware hat normalerweise einen festen Preis, ob nun Bio oder nicht. Bestenfalls ist der Kilopreis mit dem Gewicht ausmultipliziert und steht dann außen auf der Ware. «Sehen Sie hier einen ausgerechneten Preis?» Aha, jetzt bin also ich der Dumme, der nicht weiß, daß Bananen auch dann nach Gewicht verkauft werden, wenn sie schon abgepackt sind. Wie oft habe ich hier schon Karotten im Zwei-Kilo-Pack gekauft, die kosteten niemals drei Cent mehr oder zwei weniger, wenn sie nicht aufs Gramm genau so gewachsen waren wie vorgesehen.

Der Geschäftsführer wird geholt, ich halte ihm das Corpus delicti am ausgestreckten Arm entgegen: «Abgepackte Ware wird normalerweise pro Einheit gerechnet, deswegen ist sie ja abgepackt!» «Aber das sind Biobananen!»

Und jetzt kommts: die Biobananen werden eingepackt, damit man sie an der Kasse von den Normalbananen unterscheiden kann, denn die wären ja billiger. Die Regel «abgepackte Ware wird nicht mehr gewogen» ist hier aus gutem Grund außer Kraft gesetzt.

Meiner offenbar unmaßgeblichen Meinung nach hätte dann aber «Bananen pro kg» statt «Bananen 1 kg» auf dem Preisschild stehen müssen. Aber solche Spitzfindigkeiten der deutschen Sprache scheint in diesem Laden hier ohnehin keiner nachvollziehen zu können, und auch die Leute in der Schlange hinter mir sehen schon recht genervt aus, also gebe ich als der Klügere schließlich nach. Ist ja letztlich doch alles nur Banane.

Dienstag, 25. Mai 2010

Wörtlich genommen

ALDI wirbt im Wochenheftchen mit einer ganzseitigen Anzeige für ein „Herren Alu-Trekking-Rad“. Und tatsächlich steht in der Filiale ein solches zum Verkauf, wohlgemerkt genau eines. Und das hat 10 Sekunden nach Ladenöffnung bereits seinen neuen Eigentümer gefunden, denn als Kavalier dränge ich mich nicht vor eine Dame. Sie kauft es für ihren Sohn, sagt sie. Ob denn noch weitere im Lager stünden, will ich vom Filialleiter wissen, doch der verneint achselzuckend.

Eigentlich hätte ich es wissen müssen: „Das Fahrrad ist vormontiert“ verrät der Prospekt. Tatsächlich, „das Fahrrad“! Einzahl.

Ich versuche mir vorzustellen, das Beispiel machte bei ALDI Schule. Gemüsepflanze, je Pflanze soundsoviel Euro. Wieso denn „je“ - aus der Erfahrung mit dem Fahrrad zu schließen dürfte es sich ja wohl um ein Einzelstück handeln. Kinder-Freizeitschuh. Herrgott, das arme Kind, vielleicht könnte jemand zeitgleich in einer anderen Filiale...?

Mich wird man bei ALDI jetzt wohl endgültig nicht mehr erblicken, denn ich fühle mich soeben lebhaft an einen anderen Vorfall erinnert. Damals explodierte in unserer Küche spontan eine Getränkeflasche, alles klebte: Regal, Fußboden, Herd. Vom Schreck in der Nacht erst gar nicht zu reden. Ich reklamierte und sah mich aufgefordert, die leere Flasche an die Herstellerfirma einzusenden, zwecks Prüfung.

Also Flaschenkarton gekauft und ab in die Post damit. Zurück kam ein lapidarer Brief, der Schaden sei nicht in der Fabrik entstanden. Ach. Auf die Erstattung von Porto und Verpackung warte ich noch heute, auf Warenersatz sowieso.

Das hätten wir auch einfacher haben können, nämlich: wegwerfen und nie wieder bei ALDI einkaufen.

Montag, 7. September 2009

Glühlampen wegwerfen, AKW abschalten?

Wir sind ein Haushalt mit eher geringer Affinität zur Glühlampe, dafür mit vielen Halogen-Spots und allerlei sonstigen Licht emittierenden Objekten. Das Stromspar-Potential ist also nicht sonderlich groß bei uns, und die Frage «bringt das Glühlampen-Verbot wirklich etwas?» mithin eher rhetorischer Natur.

Angenommen also, 200 Watt Glühlampenlicht seien im Durchschnitt 2.5 Stunden am Tag eingeschaltet. Auf das Jahr gerechnet wären das gut 180 kWh für jeden der rund 50 Millionen Haushalte im Lande. Auf exakte Zahlen soll es jetzt nicht ankommen, die Größenordnung genügt. Pro Jahr verglühen wir Deutschen somit gute 9.000 GWh Strom, überschlägig.

Wie viele Kernkraftwerke braucht es, um diesen Strom zu erzeugen? Werfen wir einen Blick z.B. auf Grafenrheinfeld: eingespeiste Energie 2006 gleich 9.425 GWh. Gleiche Größenordnung.

Aha, wird jetzt so mancher denken, wir bräuchten also nur sämtliche Glühbirnen durch Energiesparlampen zu ersetzen, und schon könnten wir Grafenrheinfeld abschalten. Oder auch Krümmel sich verkrümmeln lassen, was mir persönlich lieber wäre.

Ist es wirklich so einfach?

Energiesparlampen erzielen dieselbe Lichtausbeute mit nur einem Fünftel des Stroms. Aber: im Gegensatz zu den von uns präferierten Halogen-Spots verteilen sie ihr Licht gleichmäßig im Raum. Das mag im Treppenhaus, Keller oder Klo ja wünschenswert sein, zum Lesen oder um einen Tisch zu beleuchten braucht es aber gezielt geführtes Licht.

Womit wir beim praktischen Teil meiner Erwägungen angekommen wären: was nützt mir denn die besonders energiesparende Beleuchung von Raumpartien, die ich überhaupt nicht beleuchtet haben will?

Ergo verschaffen eng abstrahlende Spots uns auch fortan heimeliges Licht ausschließlich dort, wo wir auch tatsächlich welches brauchen. Energiesparlampen und die ganze Debatte darum herum können uns gestohlen bleiben.

Donnerstag, 3. September 2009

Bestellung mit Hindernissen


Wir wollen in den Zirkus. Nein, nicht in den mit der (gähn) Elefantennummer, und im Kreis galoppierende Ponys oder bunte Bälle balancierende Seehunde wollen wir uns auch nicht antun. Nein, uns reizt der beste aller Zirkusse – oder aller Zirken? Egal, es geht um den Cirque du soleil.

Doch vor das Vergnügen einer Show, die wahrhaft Begeisterndes erwarten läßt, haben die Götter die Kartenbestellung gesetzt. Online, versteht sich. Der kaufwillige Kunde folgt also brav dem Link zu eventim.de

Zwei freie Plätze, noch dazu direkt nebeneinander, sind schnell gefunden und ausgewählt. Jetzt aber schnell in den virtuellen Einkaufswagen damit! Nur die Karten, versteht sich. Die Sitze sollen schon besser in der SAP Arena bleiben.

Aha, man will Name und Adresse von uns. Der Browser ist so freundlich und füllt alle Felder so aus, wie er es von anderen Formularen her kennt. Ist ja doch immer wieder dasselbe, Name, Straße, Telefon und so weiter. Falls Neukunde, Benutzername und gewünschtes Kennwort. Letzteres zweimal, genau wie die Mailadresse. Schließlich der finale Klick auf den Senden-Button.

«Ein Fehler ist aufgetreten!»

Oh, irgend ein Feld nicht ausgefüllt? Tatsächlich, gähnende Leere bei «Telefon» in der Lieferadresse. Äh, rufen Briefträger jetzt vorher immer an? Nun denn, Nummer rein und auf Absenden gedrückt.

«Ein Fehler ist aufgetreten!»

Wie wäre es mit einer etwas präziseren Ansage, liebe Eventim? Diesmal ist es wohl die Leere im Feld «Kennwort», die nicht sein darf. Hatten wir das nicht vorhin...? Ach so, Kennwörter bleiben nie im Feld stehen, der kluge Browser denkt mit. Also Kennwort wieder eingeben. Zweimal.

«Ein Fehler ist aufgetreten!»

Zum Kuckuck. Nach weiteren drei Versuchen gebe ich auf. Neustart. Von vorn. Zuerst die gewünschten Plätze auswählen. Äh, die sind nun leider weg. Klar: wir selbst haben sie soeben gekauft. Oder doch nicht?

Fünf Minuten später sind die Karten wieder freigegeben. Also nochmal: auswählen, Warenkorb, Adresse usw., man kennt es ja. Ganz unten gewünschter Benutzername samt Kennwort. Zweimal.

«Ein Fehler ist aufgetreten!»

Genug, ich suche nach einer Hotline-Nummer. Wie bitte, null-hundertachtzig-fünf? Klar, das könnte euch so passen, mir eure nicht funktionierende Website erklären und ich soll dafür auch noch zahlen. Nein, mir kommt eine andere Idee: ich gebe Name und Kennwort von vorhin bei «bin bereits Kunde» ein. Vielleicht ist die Amnesie des gegnerischen Servers ja nur partieller Natur.

Bingo!

Wir haben einen Teilsieg errungen, haben den nächsten Level erreicht in diesem Adventure Game namens «Erwerbe zwei Karten für eine Vorstellung». Jetzt kann fast nichts mehr schief gehen, außer ich vertippe mich bei den Kreditkarten-Daten.

«Zahlart unbekannt: Creditcard!»

Hä? Aber da waren doch ausdrücklich Felder für Nummer, Prüfzahl, Expiration Date und was halt so alles abgefragt wird bei Kartenzahlung, einschließlich der Kartenfirma. Alles richtig.

«If you are not sure that your order has been completed, you may check...»

Was tun eigentlich Leute, die des Englischen nicht mächtig sind, in so einem Fall? Nein, ich bin absolut nicht «sure»! Das Resultat meines «Checkens» vermag mich daher auch kaum noch zu überraschen: keine Bestellung im System.

Weitere 5 Minuten später sind die Karten wieder freigegeben.

Aber, die verkaufen doch Tausende von Karten, irgendwie scheint es bei anderen Leuten doch zu funktionieren, wendet meine Liebste nicht ganz unberechtigt ein. Was machen die denn anders?

Ja, was machen die anders?

Den grauen Zellen entwindet sich eine Idee. Hieß der Button nicht «Creditcard»? Und stand in der Meldung nicht, «Creditcard» sei eine unbekannte Zahlungsart?

Nun denn. Dieses Mal verkneife ich mir den Klick auf den verführerisch lockenden Button. Denn dessen Text, das weiß ich als HTML-Profi, wird mit übertragen. Nein, dieses Mal schicke ich das ausgefüllte Formular per Return-Taste ab.

«Ihre Bestellung wurde erfolgreich angenommen!»

Na also, wer sagt's denn? Online bestellen ist doch ganz einfach. Wirklich kinderleicht.

Dienstag, 1. September 2009

Sind Flugzeuge Spritfresser?



Ein Verkehrsflugzeug zieht hoch über mir dahin, einen weißen Kondensstreifen hinterlassend. Auch ich bin schon oft geflogen. Tragflächen sind eine geniale Erfindung, sie saugen das Vehikel bei ausreichender Geschwindigkeit quasi in die Höhe, bis hinauf in die Stratosphäre, wo es sich mit geringerem Luftwiderstand vorwärts bewegen läßt.

Aber wie effizient arbeitet eigentlich so ein Strahltriebwerk, im Vergleich mit Fahrzeugen, die Bodenkontakt haben und Antriebsräder für eine direkte Kraftübertragung?

Eine Boeing 737 verbraucht im Schnitt 2400 Liter Kerosin pro Stunde. Bei einem Reisetempo von 850 km/h sind das gut 280 Liter auf 100 Kilometer, deutlich mehr als ein Auto. Allerdings hat die Boeing ja auch mehr Sitzplätze, 189 beim gängigsten Typ. In einem vollbesetzten Flieger entfallen somit auf jeden Passagier gerade einmal 1,5 Liter Verbrauch.

Das schafft ein Auto bestenfalls, wenn alle Sitzplätze belegt sind, was ja bekanntlich nicht immer der Fall ist. Das Flugzeug ist hier also eindeutig das effizientere Verkehrsmittel.

Freilich würde man sich die Strecken, die man mit TUIfly oder Air Berlin bequem in zwei bis drei Stunden zurücklegt, mit dem Auto oder gar Reisebus erst gar nicht antun. Aber das steht auf einem anderen Blatt.

Samstag, 15. August 2009

Gedankenlesen, bitte!

Sie klingelt an der Wohnungstür, die sie zwei Minuten zuvor hinter sich zugezogen hatte: «ich habe mein Handy liegen lassen, holst Du es mir bitte?»

«Gern, wo liegt's denn?»

Falsche Frage. Ein Mann hat zu wissen, wo die Frau für gewöhnlich ihr Mobilphone parkt, so daß die Antwort nur ein leicht gekränktes «na, wo's immer liegt!» sein kann. Dumm daran ist nur, daß die Frau zwei solcher Geräte besitzt, wegen der Tarifvorteile. Und die parken an unterschiedlichen Stellen in der Wohnung: «Du hast zwei davon», versuche ich ihr mein Dilemma zu erläutern.

«Das andere habe ich schon in der Tasche!»

Warum eigentlich glauben manche Frauen, man könne in ihren Kopf sehen, bzw. in diesem Fall durch Leder?