Samstag, 23. Oktober 2010

Zwangsbesichtigung bei IKEA

Unser Plakat der Byzanz-Ausstellung, erworben in eben dieser, soll der Blickfang an unserer Wohnzimmerwand werden. Dafür braucht es freilich einen Rahmen, und den hat IKEA. Also auf nach Fürth.

Noch vor dem Eingang schnappen wir uns einen Einkaufswagen, denn ich bin zur Zeit ein wenig lädiert und daher recht froh um den Behelfs-Rentnerporsche.

Aber vor den Einkaufserfolg haben die unmöglichen Schweden die Rolltreppe gesetzt. Keine Chance für Wagenschieber. Wo ist denn hier der Lift? Etwa dort, wo ein großes Schild unmißverständlich anzeigt, welches Ding hier auf gar keinen Fall mit hineindarf? Vielleicht doch lieber dort links? Irrtum, da sind nur Kassen sowie Leute, die froh sind, daß sie das Anstehen an einer solchen endlich hinter sich haben.

Ich bin ein Kunde, laßt mich hier rein!

Wie die Diebe schleichen wir uns samt Wagen gegen den Strom an einer der Kassen vorbei und befinden uns nun endlich im Inneren des blaugelben Schraubregal-Tempels. Wo sind denn hier nun die Bilderrahmen?

Ein Computer-Terminal könnte die Suche nach dem Objekt der Begierde deutlich erleichtern, wären da nicht exakte Kenntnisse gefragt, ob die Suche denn einem Küchen-, Wohn- oder gar Schlafzimmergegenstand gilt. Zählt so ein Rahmen überhaupt als Möbelstück? Vielleicht gibt es ja eine Suchfunktion? Tatsächlich offenbart uns das System schon nach kurzer Zeit eine Auskunft, die an Banalität schwer zu überbieten sein dürfte: die Bilderrahmen seien "in der Dekoration". Ach, was.

Wir setzen die Suche also ohne die Hilfe der hauseigenen Schwach-EDV fort, kämpfen uns gegen den Strom bis in die Abteilung vor, wo sie nun endlich vor uns stehen, in allen Größen und Farben. Wie groß ist unser Plakat nochmal? Ach ja, DIN A1, oder in Zahlen ausgedrückt etwa 60 auf 85 Zentimeter.

Gibt es nicht.

Alle Rahmen sind entweder zu schmal für das Normformat, oder sie sind gleich um 10 Zentimeter zu breit. Letzteres sieht hässlich aus, ersteres hätte zur Folge, daß Teile des Plakates der Schere zum Opfer fallen müßten. Und das wollen wir nun ganz und gar nicht.

Haben diese Rahmenhersteller denn noch nie im Leben von einer DIN Norm gehört? Anscheinend nicht.

Inzwischen haben wir aber herausgefunden, wie sich ein normgerechter IKEA Kunde zu verhalten hat. Er nimmt die eingangs erwähnte Rolltreppe, durchwandert die Möbelabteilung, kommt an deren anderem Ende wieder herunter gefahren, und erst dort stehen dann die Einkaufswagen bereit. Wir hatten einen vom Parkplatz genommen, und das tut ein IKEA Kunde nicht.

Besser gesagt, er darf es nicht. Denn wer im unmöglichen Möbelhaus einkaufen will, und sei es auch nur einen schnöden Bilderrahmen, hat gefälligst immer zuerst das gesamte Möbelprogramm zu besichtigen, und basta. Haben wir aber nicht. Und einen Rahmen haben wir auch nicht.