Samstag, 21. Mai 2011

Den Eingang vergessen?

Wir wollen in die Rheingoldhalle (Mainz), und da es zwischen Hotel und Halle eine direkte Busverbindung gibt, nehmen wir natürlich den Bus, steigen an der Station "Rheingoldhalle" aus - und erspähen auf der gegenüberliegenden Straßenseite unser Ziel. Aber wo ist der Eingang? Es gibt so eine Art Terrasse, aber die liegt eine Straßenebene höher, und von einer Treppe ist weit und breit nichts zusehen, weder hinauf zum Vorplatz noch zur Fußgängerbrücke, die ein Stück zu unserer Rechten die Straße überquert.

Der suchende Blick erspäht einen Wegweiser, und der zeigt nach - links! Also weg von der Brücke. Wir folgen ihm, er führt an der Tiefgaragen-Einfahrt vorbei und ein ganzes Stück an der Halle entlang, an die sich im weiteren Verlauf ein großes Hotel anschließt. Und noch immer kein Eingang. Das macht mich stutzig, und ich frage eine Passantin. "Sie gehen weiter am Hotel entlang, dahinter können Sie dann zur Rheinpromenade queren, von dort in die andere Richtung, wieder am Hotel vorbei, und irgendwann kommen Sie dann zum Eingang!" Wie bitte? "Oder in diese Richtung, aber das ist noch komplizierter" Sie weist in die Richtung, aus der wir gekommen sind. "Aber dort steht ein Wegweiser, und der zeigt hierher!", wage ich zu protestieren. Nun ja, die Einheimischen werden es wissen, und schon nach weiteren 5 Minuten Fußmarsch finden wir den ersehnten Eingang.

Rechts eine Toilette, links ein Vortragssaal. Das soll ein Kongreßzentrum sein? Ich erspähe hinter einer weiteren Tür eine Treppe. Und endlich stehen wir dort, wo man normalerweise ja ganz leicht hinfindet: im Foyer.

Jetzt will ich es wissen und gehe zur Vordertür hinaus, überquere den Vorplatz - und stehe auf der bewußten Brücke, mit direktem Blick hinunter zur Bushaltestelle, wo wir vor nunmehr 15 Minuten angekommen sind. Wo ist die Treppe dort hinunter, für Leute die mit dem Bus hier wieder weg wollen? Es gibt sie nicht. Die Fußgängerzone führt stadteinwärts, Läden zur Linken, Läden zur Rechten, von Durchgang, Treppe oder gar Wegweiser zur Bushaltestelle keine Spur. Wie heißt es doch so schön im Frankenlied: "ich wollt' mir wüchsen Flüüügel!"

Zurück im Hotel, frage ich die Rezeptionistin. "Ja, darüber wundert sich hier jeder. Sie müssen eine Haltestelle vorher aussteigen. Oder eben erst einmal ein gutes Stück von der Halle weglaufen, aber diesen Weg finden nur die Ortskundigen. Oder Sie fahren gleich mit dem Auto." Wollen wir aber nicht. Auf meine verzweifelten Blicke hin gönnt sie mir den ersehnten Insider-Tipp: "Sie können auch inoffiziell über die Rampe in die Tiefgarage laufen und von dort die Treppe hinauf zur Halle nehmen."

Es lebe die autogerechte Stadt! Wer mit dem Bus fährt, muß halt zusehen, wie er hineinkommt. Selber schuld.

Am Abend des folgenden Tages entdecke ich das Geheimnis. Es gab zwischen Bushaltestelle und Fußgängerbrücke tatsächlich einmal eine Rolltreppe, aber die ist zwischenzeitlich mit Brettern verbarrikadiert und das offensichtlich schon seit Monaten oder Jahren, denn die Bretter sehen alt aus, und es liegen Äste, Laub und allerlei Abfall auf den unbenutzbar gewordenen Stufen. Auch den Wegweiser hat man entfernt. Immerhin.

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen